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Erkundung

02.01.2022 – Covid-1984: Kämpfe gegen den Green Pass in Italien

Diskussion Mittwoch 2. JANUAR 2022 – 19 Uhr- Kalabal!k (Reichenberger Str. 63a)
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Auf Grundlage dreier Texte aus Triest möchten wir mit euch über Proteste gegen Corona-Maßnahmen diskutieren.

Hafenarbeiter*innen, zusammen mit Anarchist*innen, die gegen Corona-Maßnahmen demonstrieren? Ja, das gibt es. Zwar bisher nicht in Deutschland, aber zumindest Ansatzweise in Italien und höchstwahrscheinlich auch in anderen Ländern. Was hierzulande nur Randnotizen sind, hat zu mindest in Nord-Italien die Gesellschaft bewegt und die Gemüter erhitzt. Wochenlang lieferten sich Hafenarbeiter*innen Auseinandersetzungen mit den Ordnungshüter*innen, indem sie u.a. den Hafen von Triest belagertern und versucht haben den Warenverkehr lahm zu legen. Die Forderungen waren recht simpel, wenn auch gewagt: die 3G-Pflicht und den „Green Pass/Impfpass“ abzuschaffen.

Die Bilder von Tausenden Arbeiter*innen, die den Wasserwerferstrahlen, dem Tränengas und den Knüppelorgien widerstehen sind sowohl beeindruckend als auch bezeichnend für die sozialen Spannungen die in diesem Land existieren und durch die Corona-Pandemie und der damit verbundenen Eindämmungs-Politik noch mehr verschärft worden sind. Viele Länder scheinen einem Pulverfass ähnlich zu sein und die Fragen, die sich für Anarchist*innen überall stellen, sind vielfältig und anstrengend. Das allgemeine Bedürfnis nach Antworten und Sicherheit wird bisher hauptsächlich von von Staatsseiten beantwortert. Die Autoritäten entscheiden wie so oft, aber in dieser Ära um so mehr, wie die Untertanen zu leben haben. Unterschiedliche soziale Kontexte bringen unterschiedliche Gemütsempfindungen hervor und manchmal kristallisiert sich der Unmut bei den Menschen die, wie das Öl in einer Maschine funktionieren, in Wut und Ablehnung. Dies a priori als positiv zu werten wäre zu kurz gefasst, doch stellt sich die ewige Frage, wie damit umgehen… sich einmischen (zu Treffen gehen, mit Leuten reden und streiten, der Rechten auf allen Ebenen entgegensetzen, eigene Positionen und Inhalte klar formulieren, ohne zu manipulieren) und womöglich die Hände schmutzig machen. Oder diese neuen Formen der „Bewegung“ als „uninteressant“ abtun, weil der eigene politische Anspruch nicht erfüllt wird. Weiter noch würde sich die Frage stellen, was sich Anarchist*innen erwarten von der Beiteiligung an sozialen Kämpfen. Sie für anarchistische „Zwecke“ zu benutzen und Leute „abzuhohlen“ und zu „organisieren“ wäre ein Widerspruch zu der Idee der freien Vereinigung, oder? Es kann auch nicht reichen, den Glücksmoment für sich selbst abzuschöpfen, der bei Krawallen entsteht.

Die Erfahrungen von den Gefährt*innen aus Triest können uns vielleicht ein Stück weiterbringen in dem Gedanken, sich hierzulande an Anti-Corona-Protesten zu beteiligen, auch wenn sie nicht von Anarchist*innen initiiert worden sind. Auch interessant wäre es zu erkunden, ob überhaupt der Wille besteht und ob die damit einhergehenden Ideen vorhanden sind, anarchistische Positionen in der Gesellschaft in Betracht des Corona-Ausnahmezustands zu formulieren. Einfach die Autorität der Herrschaft als geringeres Übel abzunicken, war noch nie und kann auch jetzt nicht die Wahl sein.

 

Die Texte: